Warum nach Moskau reisen?
Imposante Kirchen, das beeindruckende Mauerwerk des Kreml und moderne Wolkenkratzer: Moskau ist eine vielseitige Stadt, deren Architektur die wechselhafte russische Geschichte widerspiegelt. An jeder Ecke der Stadt finden sich die Spuren aus der Sowjet-Zeit, Seite an Seite mit den ikonischen Relikten des Zarenreichs.
Aber lassen sich all diese Sehenswürdigkeiten bei einem kurzen Zwischenstopp besichtigen? Wohl kaum.
Doch auch für einen eintägigen Kurztrip finden sich allein im Stadtzentrum – rund um den Roten Platz – zahlreiche Orte, die Moskau in fußläufiger Manier zu einem besonderen Erlebnis machen.

Reisebericht – Moskau an einem Tag
Anreise – Moskaus Bahnhöfe
Nach ziemlich genau 24 Stunden Zugfahrt mit dem Paris-Moskau Express ab Berlin quer durch Polen und Weißrussland/Belarus, betrete ich nun erstmals russischen Boden. Um 9:21 in der Frühe verlasse ich den Nachtzug am Weißrussischen Bahnhof (Белорусский вокзал) im Nordwesten der Hauptstadt und sondiere erstmal ausgiebig den Bahnsteig-Bereich dieses schön gestalteten Bahnhofs mit seinem – in den typischen Pastelltönen gestrichenen – neoklassizistischen Hauptgebäude.

Zu den großen Höhepunkten des Reisens zählen für mich die Momente des ‚Ankommens‘: mit dem Zug langsam in eine (noch) fremde Stadt, in ein (noch) fremdes Land einfahren. Beim Quietschen der Schienen aus dem entschleunigenden Zug heraus die ersten visuellen Eindrücke der Vororte und der allmählichen Urbanisierung der sich eröffnenden Umgebung einsaugen. Den Zug verlassen und die ersten spezifisch-lokalen Gerüche wahrnehmen. Dieses Erlebnis erfüllt mich jedes Mal mit einer kindlichen Aufgeregtheit, und so genieße ich auch die ersten Bilder, die sich mir an diesem Bahnhof in ihrer vollen Authentizität präsentieren. Ich nehme erfreut zur Kenntnis, dass man nicht lange nach frisch gebrühtem Kaffee suchen muss, und investiere damit meine ersten wenigen Rubel in ein einfaches Frühstück, bevor ich mich nach meiner Erst-Akklimatisierung auf den Weg zur Moskauer Metro mache. Laut meines Reiseführers nimmt der Preis pro Metroticket ab, je mehr ich davon kaufe. Es gäbe Sammeltickets in den Mengengruppen 5, 10, 20… Die Ticketverkäuferin am Schalter will mir jedoch keine 10 Tickets verkaufen. Ich wiederhole auf wohl-angeeignetem Russisch: „desjat bilata“ (oder so ähnlich). Ein Kopfschütteln mit Fingerzeig auf ein Schild, welches verrät: 1, 2, 20… … Tickets. Ich entscheide mich also für 2 Tickets. Zunächst. Die Metro beeindruckt mich doch sehr, und ich kaufe nochmal 20 Tickets.
Zu den ersten Aktivitäten in einer neuen Stadt auf meinen Routen zählt meistens, dass ich den Bahnhof (oder Busbahnhof) aufsuche, von welchem ich zum nächsten Ziel abfahren würde. Dies ist eine merkwürdig-nerdige Angewohnheit, die ich als eine Art Training empfinde, um im Ernstfall auch rechtzeitig vor Abfahrt einzutreffen – besonders wenn es in den frühen Morgenstunden weitergeht. Das Gefühl, gut vorbereitet zu sein. In Moskau ist dies auch eine gar nicht abwegige Routine zur Orientierung. Die Distanzen sind relativ groß, und um den Stadtkern herum versammeln sich mehrere relevante Fernbahnhöfe, welche typischerweise unterschiedliche Strecken in die jeweils naheliegenden Himmelsrichtungen bedienen.

So stellt zum Beispiel der Weißrussische Bahnhof die Hauptverbindung in den Westen, über Weißrussland, her. Ein besonderer Ort für Reisende und Eisenbahnfans ist der Komsomolskaja-Platz (Комсомо́льская пло́щадь) im Nordosten der Stadt, an welchem sich gleich drei wichtige Fernbahnhöfe befinden: Leningrader, Jaroslawer und Kasaner Bahnhof. Der klassische Ausgangspunkt für transsibirische Abenteuer ist der – auch optisch herausstechende – Jaroslawer Bahnhof, während man den Leningrader Bahnhof ansteuern sollte, wenn man mit dem Zug nach St. Petersburg, dem ehemaligen Leningrad, reisen möchte.

Roter Platz und Umgebung
Nach dem Besuch dieses Bahnhof-Ensembles starte ich mein Speedy Sightseeing Programm. Viel Zeit habe ich leider nicht, und so entschließe ich mich, den Stadtrundgang auf einige der wichtigsten Highlights in Moskaus zentraler Innenstadt zu beschränken. Ein absolutes Muss ist natürlich der Besuch des Roten Platzes, mit dem Kreml, der (nahezu) unvergleichlichen Basilius-Kathedrale, dem markanten Historischen Museum, dem Lenin-Mausoleum sowie dem legendären Kaufhaus GUM. Das Kaufhaus ist von Außen betrachtet wahrlich eine Pracht. Nachdem ich die Sicherheitskontrolle am Eingang erfolgreich passiert habe, kann ich auch die voluminös-pompöse Ausgestaltung des Inneren betrachten. Ich persönlich verspüre allerdings nicht zu hundert Prozent die Magie solch schmucker Konsumtempel, und gebe mich mit einem Kurzbesuch für Fotos zufrieden.

Für Freund:innen gehobener Shopping-Erlebnisse sollte sich ein Besuch im GUM aber umso mehr lohnen, und unbedingt auf die Sightseeing-Listen geschrieben werden. Ein interessanter Randaspekt über den Roten Platz (Красная площадь) ist, dass nicht etwa die aktuell zumindest subjektiv dominierende Farbe namensgebend für diesen Ort ist, sondern seine unzweifelhaft objektive Schönheit: im früheren russischen Sprachgebrauch bedeutete Красная (krasnaja) sowohl rot als auch schön. Tatsächlich sind die Fassaden der meisten prominenten Gebäude rot gehalten. Freilich darf jede:r Besucher:in selbst entscheiden, ob sie/er den Platz eher schön oder eher rot findet. Ich entscheide mich kurzerhand für beides.
Befinde ich mich ohnehin schon am Roten Platz, schaue ich mir natürlich noch die nicht weit entfernten Sehenswürdigkeiten am und nahe dem Theaterplatz (Театральная площадь) an. Denn hier befindet sich nichts Geringeres als das legendäre Bolschoi (=Große) Theater (Большо́й теа́тр), welches 1776 während des kurz-affinen Regiments Katharina der Großen entstand.
Im April 2016 ist der Platz praktisch eine Baustelle, und nicht leicht zu fotografieren. Der Erhabenheit des ehrwürdigen Kulturhauses tut dies jedoch keinen Abbruch. Dies scheint auch niemand geringeres als Karl Marx so zu sehen, der direkt gegenüber, auf dem Platz der Revolution (Площадь Революции) granitesk-standhaft über die dekadenten Umtriebe auf der anderen Straßenseite wacht.

Für jeden Fan der Oper und des Balletts sollte eine Vorstellung im Bolschoi wohl zum Pflichtprogramm während eines Moskaubesuchs gehören. Für marxistisch-leninistisch-orientierte Alt- und Neugenoss:innen eventuell eher das Selfie mit dem Cheftheoretiker. Der monumental-repräsentativen Harmonie von Kultur und Politik gemäß befindet sich auch nur wenige Schritte westwärts die Staatsduma (Государственная Дума), d.h. das parlamentarische Unterhaus der Russischen Föderation. Nun wage ich nicht zu beurteilen, was sich hinter dem Gemäuer abspielt. Das breitschultrig-kantige Gebäude selbst strahlt jedoch bereits eine beachtliche Autorität aus, sodass ich es bevorzuge, mich dem eher mit einer vorsichtigen Realdistanz zu nähern.
Aktuelle Realpolitik, Theater, vergangene Realpolitik… in diesem Ensemble fehlt mir noch die Literatur. Denn auch diese ist im Machtzentrum Moskaus monumental repräsentiert. Auf meinem Weg zum Spaziergang an der Moskwa suche ich – vor der Staatsbibliothek an der Mokhovaja Straße (улица мохавая) – niemand Geringeren als Fjodor Dostojewski (Фёдор Достоевский) auf. Pose und Ausdruck des Schriftstellers wirken hier regelrecht nachdenklich, und mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Vielleicht wird auch Resignation zum Ausdruck gebracht, oder Zorn? Wer sich mit Dostojewskis Werk und Leben beschäftigt, mag das entsprechende Abbild darin wiederfinden. Um es vor Ort mit der Statue abzugleichen, muss man übrigens nicht nach Moskau fahren. Ein sehr ähnliches Denkmal befindet sich in Dresden. Dennoch: nicht nur um sich neben den Statuen der großen Denker des 19. Jahrhunderts noch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten am namensgebenden Fluss „Moskwa“ anzusehen, empfiehlt sich natürlich die etwas längere Reise nach Moskau.
Spaziergang entlang der Moskwa
Nach der Besichtigung des Zentrums rund um den Kreml und den Roten Platz spaziere ich also der Moskwa entlang in südliche Richtung. Von der Großen Steinernen Brücke (Большой Каменный мост) sieht man die Kremlmauer und den herausragenden Großen Kremlpalast aus einer der vielleicht prominentesten Perspektiven, mit dem Wasserzugturm im Vordergrund. Vielen sicher bekannt aus den Abendnachrichten.

Wie auch etwa bei seinem Pendant in Nischni Nowgorod und einigen weiteren Kremln im Land handelt es sich bei dem Moskauer Kreml um eine ehemalige Zitadelle (aus dem 15. Jahrhundert), welche nicht zuletzt in der Neuzeit als Regierungssitz und Präsidialresidenz genutzt wurde und wird. Innerhalb der Mauern kann man neben dem Großen Kremlpalast zahlreiche weitere Paläste und Sakralbauten besichtigen – wenn man die Zeit u.a. für die langen Besucherschlangen mitbringt. Ich muss mich aufgrund meines nur kleinen Zeitfensters leider dagegen entscheiden und konzentriere mich auf die frei sichtbaren Sehenswürdigkeiten im näheren Umfeld des Roten Platzes – und diese sind zahlreich und kaum zu verfehlen.

Denn nicht weit und in Sichtweite von den Kreml-Mauern befindet sich die fantastische Christ-Erlöser Kathedrale (Храм Христа Спасителя), die mit ihren 103 Metern Höhe (vergleichbar mit der St. Isaaks-Kathedrale in St. Petersburg: 101,5 m) nicht nur das höchste orthodoxe Sakralbauwerk der Welt ist (im Vergleich mit nicht-orthodoxen Kirchen belegt sie immerhin noch einen starken 75. Platz), sondern auch als Zentrum des russisch-orthodoxen Patriarchats gilt. Häufig ist es jedoch so, dass man in Russland auf vermeintlich historisch und gegenwärtig relevante Gebäude trifft, und von deren Anblick zunächst auch keineswegs enttäuscht ist. Nur leider stellt sich heraus, dass die wechselhafte Geschichte des Landes auch eine Menge Zerstörung und Wiederaufbau mit sich brachte.

Im Falle von Kirchen wie dieser wurde der Zerstörungsteil nicht selten im 20. Jahrhundert während der Sowjet-Ära vollzogen, und der Neubau lässt sich auf das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts datieren. Die Fertigstellung der Christ-Erlöser Kathedrale erfolgte somit im Jahr 2000, deren Erstürmung durch die Punk-Band Pussy Riot im Jahr 2012.
Ich folge der Moskwa weiter Richtung Gorki Park (Парк Горького). Von dort aus fällt mir (und wohl jedem) das Denkmal für Peter I. (Памятник Петру I) auf einem Ausläufer der Landzunge inmitten der Moskwa ins Auge. Diese monströse Skulptur eines entschlossenen Steuermanns (Peter I.) auf einem hochgesetzten Segelschiff habe ich kurz zuvor in einem russischen Jugendfilmbeitrag (Trjapitschny Sojus, Rag Union) auf dem Berlinale-Filmfestival gesehen. In jenem Film zünden Jugendliche mehr oder weniger ernstzunehmendes Feuer und Bomben im Inneren dieses Bauwerks.

Diese Szenen bedienen offenbar eine Sehnsucht der Moskauer Bevölkerung, denn der kostspielige Bau dieses Denkmals (im Jahr 1997, zum 300. Jahrestag der Marine) basierte wohl eher auf Vetternwirtschaft, denn auf ästhetisch-inspirierten Ideen bei der Stadtplanung. Tatsächlich hat es in Gesellschaft und Politik seither Proteste und Vorschläge gegeben, diese Skurrilität zu entfernen oder zu versetzen. Nun denn, da auch diese destruktiven Projekte Geld kosten, komme ich im Jahr 2016 noch in den Genuss, mich an einem der Drehorte eines insgesamt sehr gelungenen Werks zeitgenössischer russischer Filmkunst zu erinnern.

Im Gorki-Park entdecke ich unter anderem einige organisierte Stände, an welchen gelungene Kunstgemälde verkauft werden. Üblicherweise jene Art der Gelegenheit, sich mit geschmackvollen Souvenirs einzudecken. Jedoch ist es wohl nicht die smarteste Idee, sich direkt zu Beginn einer mehrmonatigen Rucksack-Tournee mit Leinwänden im DIN A3-Format zu belohnen. Aber auch das reine schlendern und schauen lohnt diesen Abstecher. Doch der Gorki-Park ist groß, und meine Zeit leider nicht allzu umfangreich bemessen. Ich entscheide mich, an der Krim-Brücke (Крымский мост) die Flussseite und Richtung zu wechseln, und mich zur Stadtteilbesichtigung in Richtung Kitai Gorod zu bewegen.

Über die Brücke spazierend, erhasche ich einen Teil-Blick auf die noch etwa 5 km entfernte Moscow City, ein noch nicht vollständig fertiggestelltes Geschäftsviertel nach schwer zu leugnendem Vorbild westlicher Geschäftsviertel. Bei einem zweiten Besuch Moskaus sollte dieser Teil der Hauptstadt sicher auf dem Programm stehen, doch als Top-Priorität erscheint mir die Ansammlung gläserner Wolkenkratzer hier nicht. Davon würde ich auf späteren Reisestationen noch reichlich zu sehen bekommen. Einzig einen kurzen Abstecher links entlang des Ufers mache ich hinter der Brücke noch, in Richtung der Kirche von St. Nikolaus in Chamowniki (Храм Святителя Николая в Хамовниках), ein wunderschönes buntes Beispiel für den Stil des Moskauer Barocks des fortgeschrittenen 17. Jahrhunderts.

Zu Fuß durch Kitai Gorod
Kitai Gorod (Кита́й-го́род ) heißt ins Englische übersetzt China Town. Wer nun aber mit einer chinesisch-kulturellen Stadtteil-Enklave wie bei den einschlägigen Namensvettern mancher westlichen Metropolen rechnet, wird sich zumindest etwas wundern. Denn wie im Falle des Roten (respektive Schönen) Platzes handelt es sich auch hierbei um das Ergebnis einer interessanten sprachhistorischen Entwicklung. Die ursprüngliche Bedeutung des „Kitai“-Vorläufers ist zwar nicht eindeutig geklärt, verweist wohl aber auf eine Festungsanlage, oder ähnliches. Denn Kitai Gorod ist älter als Moskau selbst, und hat sich nach dessen Gründung zunehmend zu einem Geschäftsviertel entwickelt. Insofern finden sich hier noch viele altehrwürdige Bauten, schöne (gentrifiziert wirkende) Wohn- und Einkaufsstraßen wie die Pokrovka Ulica (Покровка Улица).

Ich habe mir diesen Stadtteil auch deshalb zum Speedy Sightseeing ausgesucht, weil er fußläufig schnell zu erreichen ist, grenzt er doch im Nordosten direkt an den Roten Platz (das Kaufhaus GUM ist bereits ein Waschechter Kitai Goroder). An diesem Tag ist es etwas verregnet, jedoch mit gelegentlichem Sonnengruß und Himmelblau – Aprilwetter – so versprüht der Stadtteil einen speziellen, angenehmen erdigen Charme. Besonders auch bei dem Blick in die Seitenstraßen.

Ich erhasche hier einen tollen Blick auf das imposante Wohnhaus an der Kotelnitscheskaja-Promenade (Высотка на Котельнической набережной променад), welches ich bereits von der Großen Moskwa-Brücke (Большой Устьинский мост) aus als Teil des Moskwa-Panoramas wahrgenommen habe. Dieses Wohnhaus war Teil eines späten architektonischen Großprojekts Stalins, welches den Bau von acht Geschwister-Gebäuden im Stil des Sozialistischen Klassizismus zum Ziel hatte und 1957 mit immerhin Sieben Schwester-Hochhäuser vollendet wurde.
Zu diesem über die Stadt verteilten Ensemble zählt u.a. auch die Lomonossow-Universität sowie das (Hilton) Hotel Leningradskaja (Хилтон Москоу Ленинградская) und das Haus am Roten Tor (Красные Ворота), die beide vom Komsomolskaja-Platz (dem Platz der vielen Bahnhöfe) aus zu sehen sind. Kennzeichnend für (fast) aller dieser sieben Häuser ist der Rote Stern auf der Spitze des Daches. Neben den pastellfarbenen Bahnhöfen, den teilweise in Form und Farbe sehr kreativ gestalten Kirchen und den großen zentralen Plätzen zählen diese Vorzeige-Häuser für mich zur russischen Signatur-Architektur, wenngleich dieser Baustil durchaus auch in Osteuropa (Kulturpalast in Warschau, Akademie der Wissenschaft in Riga) und Deutschland (Karl-Marx-Allee in Berlin) Sichtbarkeit erlangen konnte. Für meinen nächsten Moskau-Besuch werde ich jedenfalls eine umfassendere Besichtigung dieser sowjetischen Monumente einplanen.

An der Metro Station „Kitai Gorod“ entdecke ich die sehenswerte Plewna-Kapelle, welche monumental der Helden der russischen Belagerung des bulgarischen Plewnas (1877/1878) und der damit verbunden Befreiung Bulgariens von den Osmanen gedenkt. Dieses an militärische Erfolge in der Ferne erinnernde Denkmal steht am oberen Eingang des Iljinski—Torplatz, benannt nach einem 1933 zerstörten Turm der mittelalterlichen Stadtmauer Kitai Gorods.
Alte mäuerliche Relikte sehe ich tatsächlich nicht, jedoch ist auch dieser begrünte Platz von schönen alten Wohnhäusern umgeben, und am Fuße des Parks die barocke Allerheiligenkirche na Kulichkakh (Церковь Всех Святых на Кулишках), die an dieser Stelle nicht nur wegen ihres schiefen Glockenturms optisch leicht deplatziert wirkt.
Allerdings ist dies eine jener – gelinde gesagt – bittersüßen Entdeckungen. Denn im Jahre 1994 hat man in den Kellergewölben dieses Gotteshauses die Überreste von Hinrichtungsopfern aus der Sowjetzeit gefunden – brutale Zweckentfremdung. Es würde sich im weiteren Verlauf der Reise – städte- und länderübergreifend – noch häufiger zeigen, dass ich Gesehenes und Geschehenes feinfühlig zu reflektieren und einzuordnen hätte.
Den Aufenthalt in Moskau lasse ich schließlich mit einer weiteren Metro-Fahrt zurück ins Hostel ausklingen. Die Moskauer Metro ist legendär. Wegen ihrer Tiefe, wegen der Pompösität ihrer Stationen. Leider habe ich viel zu wenig dessen dokumentiert. Nur so viel: schon fast allein die Metro lohnt eine Reise in Russlands Hauptstadt.
Am nächsten Tag geht es in der Früh weiter Richtung Osten, der erste Teilabschnitt der Transsibirischen Eisenbahn.
Diese Artikel könnten auch spannend für dich sein:
- Ulan-Ude – Hauptstadt von Burjatien: Wo Lenin auf den Buddhismus trifft
- Nowosibirsk – Im Herzen Sibiriens
- Krasnojarsk & Stolby Nationalpark – Wandern am Ufer des Jenissei
Hinweis: Alle in diesem Artikel beschriebenen Reisen wurden privat finanziert. Ich erhalte keine finanziellen Zuwendungen von in diesem Artikel genannten Unternehmen oder anderen Organisationen.