I – Das Jüdische Erbe von Warschau
Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir nicht immer allzu leicht, mich als Reiseblogger auf die schweren Themen einzulassen, die mir unterwegs unweigerlich begegnen.
Meine Reisen führen mich nicht selten in Regionen dieser Welt, die mir unverblümt ihre grausamen Geschichten aus der Vergangenheit und zum Teil auch aus der Gegenwart erzählen.
Und im Grunde fordern diese Geschichten bereits vor meiner eigenen Haustür meine Aufmerksamkeit ein.
Denn die jüngere Vergangenheit Europas – und nicht zuletzt Osteuropas – ist von tiefen, brutalen Einschnitten und der Wirklichkeit des Unfassbaren gezeichnet.
Meine Reise nach Warschau
Mit meiner letzten Reise nach Polen wollte ich in erster Linie für den ➟Nachtzug München – Warschau werben. Schließlich geht es in meinem Blog vor allem um meine Begeisterung für die Eisenbahn und das Zugreisen.
Doch während einer Free Walking Tour durch das Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos fühlte es sich plötzlich fast etwas zynisch an, als ich dem Tourguide von meinem Reiseprojekt erzählte, und ergänzte, dass ich damit Menschen dazu motivieren möchte, in ebendiesen Zug nach Warschau zu steigen.
Der zynische Beigeschmack kam, als der Guide die Geschichte über die niederträchtigen Methoden der Nazis erzählte, mit welchen die jüdischen Einwohner Warschaus in jene Züge „gelockt“ wurden, die sie zum Vernichtungslager nach Treblinka fuhren.
»Natürlich hat das eine erstmal reichlich wenig mit dem anderen zu tun.
Doch versinnbildlicht diese Assoziation ein Stück weit die Privilegien unserer Zeit – gerade im Angesicht der offensichtlichen Vergänglichkeit dieser Privilegien.
Frieden ist nicht selbstverständlich
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht im Osten Europas wieder Krieg nach alten Mustern. Frieden ist nicht selbstverständlich, und das grundlegende Recht aller Menschen auf Unversehrtheit wird in Europa – einschließlich Polen und Deutschland – mit dem wiederaufkommenden, offen kommunizierten Antisemitismus von einigen Zeitgenossen erneut herausgefordert.
Ich möchte diesen Beitrag auch dazu nutzen, auf das Privileg des Friedens und der Freiheit hinzuweisen.
» Mit dem Hinweis, dass Privilegien immer mit Verantwortung einhergehen …
Grenzen überwinden und beschreiben
Das Reisen soll natürlich zuallererst Spaß machen. Es soll Menschen miteinander verbinden, Grenzen überwinden und – je nach individuellem Anspruch – den geografischen und kulturellen Horizont erweitern.
Dazu gehört auch der Blick auf den Kontext.
»Keine Geschichte ist grausam genug, um nicht erzählt werden zu müssen!
Auch das klingt zynisch.
Doch gerade der Kontrast zwischen der heutigen Erscheinung Warschaus und der jüngeren Geschichte der Stadt zeigt, wie schnell man den Terror und die Qualen vergangener Tage aus den Augen verlieren kann.
Reliquien der Kultur und des Lebens der ehemals zweitgrößten jüdischen Community der Welt sind in Warschau kaum noch zu finden.
Dies gilt auch für Zeugnisse des Nazi-Terrors – der Shoah!
Ich wollte zu dieser Reise daher nicht einfach nur einen klassischen, fröhlichen Blog-Artikel schreiben. Andererseits möchte ich Warschau auch nicht vollständig im Sumpf seiner Vergangenheit versinken lassen.
Es ist durchaus möglich, der jüdischen Geschichte der Stadt mit historischer und menschlicher Sensitivität zu begegnen und sich zugleich mit einem positiven Blick den gegenwärtigen Entwicklungen zuzuwenden.
Eben jenen Dingen, die es zu bewahren gilt.
»In diesem Artikel bekommst du …
… Einblicke in die Geschichte des Warschauer Ghettos sowie einen Überblick darüber, welche Spuren des jüdischen Warschaus heute noch existieren, um an die NS-Verbrechen zu erinnern und als eindringliche Mahnung für die Wahrung der Menschlichkeit gelten sollen.
☛ Aufbauend auf einer Free Walking Tour durch das heutige Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos, führe ich dich zu den wichtigsten Orten der Erinnerung, die allesamt in einem kleinen Radius verstreut liegen und leicht zu Fuß besichtigt werden können.
Eine andere Perspektive auf die jüdische Geschichte Warschaus bekommst du im weitaus besser erhaltenen Stadtteil Praga, am östlichen Ufer der Weichsel.
Lies dazu doch meinen Blog-Artikel
➟Warschau Praga – 12 Tipps für das Szeneviertel im Osten.
Das Warschauer Ghetto
Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten in Warschau etwa 350.000 Juden, was im europäischen Kontext eine unvergleichlich hohe Anzahl darstellte. Nach New York war dies sogar die zweitgrößte jüdische Gemeinde der Welt, vorwiegend ansässig in den westlichen Warschauer Stadtteilen östlich der Alt- und Neustadt.
In diesen Bezirken wurde unter der deutschen Besatzung ab 1940 das Warschauer Ghetto errichtet, dessen offizielle Bezeichnung “Jüdischer Wohnbezirk” lautete. Insgesamt 138.000 Juden wurden zunächst binnen 6 Wochen dorthin unter Zwang umgesiedelt.
»Das Ghetto wurde zu einem zunehmend abgeriegelten Raum.
Eingepfercht zwischen den Ghettomauern
Ab Mitte November 1940 wurde eine massive, 3 Meter hohe Mauer mit Stacheldraht errichtet, die das Warschauer Ghetto vom Rest der Stadt trennte. Die Bevölkerung im Ghetto erreichte in dieser Zeit bereits über 400.000 Menschen. Damit konzentrierten sich rund 30 % der Warschauer Bevölkerung auf 2,4 Prozent des Stadtgebiets!
Auch aus anderen Teilen Polens und des Deutschen Reichs wurden über die Monate noch weitere Tausende Juden in das Ghetto verschleppt. Die Einwohnerzahl erreichte ihren Höchststand und die Lebensbedingungen verschlechterten sich zunehmend.
Im Frühjahr 1941 drängten sich innerhalb der Mauern etwa 460.000 Menschen, was einer extremen Bevölkerungsdichte von nahezu 150.000 Personen pro Quadratkilometer entsprach.
»Zum Vergleich: München, aktuell die Stadt mit der höchsten Bevölkerungsdichte in Deutschland, zählt etwa 4800 Personen pro Quadratkilometer! (Quelle: ➟de.statista.com)
Seuchen und Hunger
Aufgrund der beengten Verhältnisse und entsprechend katastrophaler sanitärer Zustände breiteten sich gefährliche Krankheiten aus, insbesondere das Fleckfieber. Auch durch die unzureichenden Lebensmittelrationen und die medizinische Unterversorgung verschlimmerte sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung von Tag zu Tag.
Bis zum 21. Juli 1942 starben im Warschauer Ghetto bereits zwischen 80.000 und 100.000 Menschen aufgrund von Hunger und Seuchen.
Deportation nach Treblinka
Daraufhin begann die schrittweise Auflösung des jüdischen Ghettos – es folgten massenhafte Deportationen in den Tod.
Die meisten Bewohner wurden zum Umschlagplatz nahe des Danziger Bahnhofs gebracht und von dort aus in Zügen zu den Vernichtungslagern transportiert – hauptsächlich nach Treblinka, das etwa 100 Kilometer nordöstlich von Warschau lag.
Täglich wurden bis zu 10.000 Menschen in die Züge gedrängt – in dem zynischen Glauben gehalten, in ein Arbeitslager gebracht zu werden.
In einem Zeitraum von weniger als einem Jahr fielen im Vernichtungslager Treblinka über 900.000 Menschen dem systematischen Massenmord zum Opfer.
Was bleibt – Spuren vom Warschauer Ghetto heute
Die Geschichte des Warschauer Ghettos ist eines der vielen schaurigen Zeugnisse für das Leid jüdischer Menschen während des Holocausts. Besonders grausam auch deshalb, weil kaum noch etwas in der Stadt von der langen Geschichte der Warschauer Juden erzählt.
»Von dem jüdischen Erbe Warschaus ist heute leider nicht mehr viel übrig.
So hat nur eine einzige der vormals mehr als 400 Synagogen Warschaus den Zweiten Weltkrieg überlebt.
Im östlichen Teil der Hauptstadt, im Stadtteil Warschau Praga kann man immerhin noch in einzelnen Straßen ansatzweise in die Vorkriegsgeschichte des jüdischen Lebens eintauchen. Einige Mietshäuser und andere Relikte bezeugen das alltägliche Leben, und die Geschäftigkeit vergangener Tage. Aber auch hier muss man danach suchen.
Hauptquellen: ➟sztetl.org.pl | ➟bpb.de
Wo befand sich das Warschauer Ghetto?
Auch die meisten heutigen Bewohner:innen Warschaus wissen nicht exakt, wo die Grenzen des Ghettos und dessen Mauern verliefen.
Die Straßenverläufe sind heute völlig andere.
☛ Zur groben Orientierung: Das Warschauer Ghetto erstreckte sich zwischen dem heutigen Danziger Bahnhof im Norden und dem Hauptbahnhof (Warszawa Centralna) im Süden.
Im Osten grenzte das Ghetto an die Viertel am westlichen Weichselufer, die heute den Großteil der Sehenswürdigkeiten Warschaus ausmachen. Mitunter die rekonstruierte Altstadt (Stare Miasto) und die Neustadt (Nowe Miasto), sowie das Universitätsviertel. Im Westen definierte der Jüdische Friedhof die Grenze des Ghettos.
Warschauer Ghetto Karte
II – Walking Tour im Warschauer Ghetto
Die Walking Tour durch das ehemalige Warschauer Ghetto startet vor der Allerheiligen Kirche am Treffpunkt “Grzybowski-Platz“.
Der Platz liegt mitten in der Warschauer City (Stadtteil Śródmieście) und war bis zum Zweiten Weltkrieg als zentraler Handelsplatz das Herz der jüdischen Gemeinschaft dieses Viertels.
Während der deutschen Besatzung wurde der Grzybowski-Platz zusammen mit der angrenzenden Nożyk Synagoge und der Ulica Prozna Teil des „Kleinen Ghettos“, das vollständig vom Rest der Stadt durch eine Mauer abgeriegelt war.
Nur über eine Holzbrücke über die Chłodna-Straße war dieser südliche Teil mit dem ebenfalls vollständig abgeriegelten “großen” Teil des Warschauer Ghettos im Norden verbunden.
Wo geht‘s lang?
📍 Kościół Wszystkich Świętych (Allerheiligenkirche)
Adresse: Plac Grzybowski 3/5, 00-115 Warszawa
Koordinaten: 52.235460, 21.003454
Plus Code: 62P3+58 Warschau, Polen
1 – Nożyk Synagoge
In der polnischen Hauptstadt gibt es aktuell (Stand 2024) fünf aktive Synagogen, von denen vier erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet wurden.
Die bekannteste der fünf Synagogen liegt weniger als 10 Gehminuten vom Kulturpalast Warschau entfernt.
In der Twarda 6 stößt du im Schatten der Warschauer Hochhäuser auf ein neuromantisches Haus mit sichtbarem byzantinischem Einschlag. Errichtet wurde es im Jahr 1902 und erstrahlt heute mit einem warmen und freundlichen Gelbton.
Die Nożyk-Synagoge ist tatsächlich die einzige der vormals mehr als 400 Warschauer Synagogen, welche die Katastrophe des Holocausts sowie die Folgezeit des Kriegs überdauern konnte.
»Aber wieso hat ausgerechnet die Nożyk Synagoge bis heute überlebt?
Dazu hören wir die interessante Geschichte des unfreiwillig kinderlosen und zugleich wohlhabenden Ehepaars Zalman und Rywka Nozyk.
Sie finanzierten den Bau dieser Synagoge quasi als Nachlass an die jüdische Gemeinde Warschaus. Genaugenommen an den wohlhabenden Teil der Gemeinde, der auch längerfristig in der Lage wäre, das Gotteshaus zu pflegen und zu erhalten.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Nożyk-Synagoge zwar durch Bombenangriffe geschädigt, stürzte jedoch nicht ein. Und so fand dort bereits im Jahr 1945 wieder eine erste Schabbat-Messe statt, an der einige der wenigen polnischen Holocaustüberlebenden teilnahmen.
Nach mehreren rechtlichen Auseinandersetzungen kehrte die Synagoge schließlich wieder in den Besitz der Jüdischen Gemeinde zurück. Unter der kommunistischen Herrschaft konnte sie zunächst bis 1968 genutzt werden. Nach ihrer Schließung und einer umfassenden Renovierung wurde sie ab 1983 erneut als Gebetshaus in Betrieb genommen.
Vielen Einwohnern Warschaus sei übrigens gar nicht bewusst, dass sich diese auch optisch anmutige Synagoge im Herzen ihrer Stadt befindet.
Denn Warschau ist eine der wenigen europäischen Städte mit einer zentralen Ansammlung moderner Hochhäuser.
Die Synagoge ist daher größtenteils zwischen den architektonischen Auswüchsen der Postmoderne versteckt und irgendwie „unsichtbar“.
Während meiner Tour ist das Gebäude zudem von einem Baugerüst umzingelt. Das Dach wird komplett erneuert, und auch während der Arbeiten entdeckte Schäden an den tragenden Holzkonstruktionen müssen repariert werden. (Stand: Dezember 2023)
Wo geht‘s lang?
📍 Synagoga Nożyków
Adresse: Twarda 6, 00-950 Warszawa
Koordinaten: 52.235793, 21.000998
Plus Code: 62P2+89 Warschau, Polen
Zusätzliche Quelle ➟
www.jüdische-allgemeine.de
2 – Ulica Prozna
Die Prozna-Straße befindet sich unmittelbar um die Ecke der Warschauer Allerheiligenkirche – unweit des Kulturpalasts.
Die Prozna war vor dem Zweiten Weltkrieg ein bedeutender Handelsplatz mit überwiegend jüdischer Bevölkerung.
Der westliche Teil der Straße gehörte kurzzeitig zum Warschauer Ghetto und vier Häuser (Nr. 7, 9, 12 &14) aus dieser Zeit stehen dort noch heute.
Damit ist die Prozna eine der ganz wenigen Straßen Warschaus, die der Vernichtung des früheren Ghetto-Areals teilweise standhielten.
Im Jahr 2014 wurde die Straße revitalisiert und zu einer Fußgängerzone umgestaltet – mit feinem Kopfsteinpflaster und noch feineren Bürogebäuden.
Auf der südlichen Straßenseite sind die Häuser vollständig saniert und erscheinen in klassischem bis edlem Glanze. Die verfallenen Häuserfassaden gegenüber kontrastieren die noble Atmosphäre der Umgebung eindrucksvoll mit der Aura des längst vergangenen – und des weiterhin vergehenden.
»Denn aufgrund von akuten Sanierungsplänen ist diese historische Zeile möglicherweise nicht mehr lange zu besichtigen.
Tipp: Schau dir auf dem anliegenden Grzybowski-Platz die Informationsstelen zur Geschichte des Ghettos an.
Tipp: Seit 2004 findet in der Prozna das „Jewish Culture Festival Singer’s Warsaw” statt.
Wo geht‘s lang?
📍 Próżna
(renovierte Straße des Warschauer Ghettos)
Adresse: 00-017 Warschau, Polen
Koordinaten: 52.235793, 21.000998
Plus Code: 62P2+89 Warschau, Polen
Zusätzliche Quelle
➟ www.jüdische-allgemeine.de
3 – Reste der Warschauer Ghettomauer
Der Großteil der 3 Meter hohen Mauer, die das Jüdische Ghetto vom „arischen“ Teil Warschaus trennte, ist infolge des Krieges und des Wiederaufbaus der Stadt fast restlos verschwunden.
Nur an ganz wenigen Orten in der Stadt sind noch kleine Fragmente der Ghettomauer zu finden.
Darunter sind 3 bekanntere Mauer-Abschnitte, die auch während der geführten Touren durch das ehemalige Warschauer Ghetto angesteuert werden:
📍 Ulica Sienna 55
📍 Ulica Złota 62
📍 Ulica Waliców 11
Auf der Free-Walking-Tour „Jüdisches Warschau“ besichtigen wir das Mauerfragment in der Ulica Waliców 11.
Dabei handelt es sich aber nicht wirklich um ein Fragment, sondern um einen integrierten Teil der Gebäudemauer der ehemaligen Brauerei „Herman Jung“.
Also eher um eine Backstein-Ruine, wodurch die Ghettomauer hier als solche nicht ganz so offensichtlich zu erkennen ist.
Die Mauer der Brauerei wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut und später von den Nazis kurzerhand in die Grenzmauer des Ghettos eingepasst.
In einen Teil des Mauerwerks wurde mittlerweile ein modernes Bürogebäude integriert, was das gesamte Ensemble etwas bizarr erscheinen lässt.
Diese Art der fusionierenden „Erhaltung“ älterer Gebäude kann man auch stellenweise im ➟Stadtteil Warschau-Praga beobachten.
4 – Die Ruine des Mietshauses in der Ulica Waliców 14
Gleich gegenüber der Brauerei – auf der anderen Seite der Ulica Waliców – findest du weitere seltene Überreste des Warschauer Ghettos.
Die Ruine des Mietshauses Kamienica Przy Ul. Waliców 14 erzählt Teile der Geschichte des Ghettos alleine anhand seiner von Zerstörung und Verwahrlosung gezeichneten Erscheinung.
Im Zuge des Warschauer Aufstands wurde das Gebäude zu einem wichtigen Verteidigungspunkt.
Die blinde Fassade des Gebäudes diente den Verteidigern als Barrikade.
Dennoch gelang es den Deutschen, das Gebäude zu zerstören.
Sie setzten es in Brand und brachten es mit einem ferngesteuerten Minenfahrzeug zum Einsturz.
Vor dem Krieg lebten in diesem Haus einige prominente Persönlichkeiten.
Darunter der jüdische Dichter Władysław Szlengel, der mit seinen lyrischen Werken über den Holocaust und das Leben im Ghetto zum „Poetischen Chronist des Ghettos” wurde.
Überlebt hat auch er den Nazi-Terror nicht: Er wurde am 8. Mai 1948 während des „Aufstands im Warschauer Ghetto“ in seinem Bunker-Versteck erschossen.
We weren’t told to go down
Wladyslaw-Szlengel, Five minutes to midnight
Under the attic, like cats,
We jumped up the ladder steps Sweating with fear.
We wait for the night, from six in the morning,
we – those who consume the despair of the hour,
curled in our prisons, laid flat on the roof.
On the roof, with a dead and pale face,
a brother is hiding – one trembling Jew,
who wants to disappear in the chimney’s shadow… (…)
(Englische Übersetzung von Olga Drenda)
Quelle: Anna Majchrowska, Jüdisches Historisches Institut ➟jhi.pl/en
5 – A Footbridge of Memory – Brücke der Erinnerung, Chłodna-Straße
Nur etwas weiter nördlich der Ruinen und Mauerreste in der Waliców liegt die historische Ulica Chłodna.
Während der deutschen Besatzung war die Chłodna noch eine wichtige Durchgangsstraße.
Heute ist es eine beschauliche Kopfsteinpflaster-Straße, deren stillgelegte Straßenbahnschienen an vergangene Zeiten erinnern.
Erinnert wird jedoch auch an ein „Bauwerk“, das die Niedertracht der nationalsozialistischen Rassen-Segregation in Warschau auf drastische Weise verkörperte.
An der Kreuzung Chłodna/ Żelazna steht heute die „Brücke der Erinnerung“ als Symbol der Zweiteilung des jüdischen Ghettos im Dezember 1941.
Diese Installation erinnert ganz konkret an eine hölzerne Fußgängerbrücke, die einst das „Große Ghetto“ im Norden und das „Kleine Ghetto“ im Süden miteinander verband.
Sie wurde am 26. Januar 1942 als Ersatz für ein früheres Tor errichtet und spannte sich über die ausschließlich von „arischen“ Bewohnern zu frequentierende Ulica Chłodna.
Die Kunstinstallation besteht aus je einem Paar grünlich-grauer Metallpfeiler auf beiden Seiten der Chłodna-Straße, die durch optische Fasern miteinander verbunden sind.
Nach Sonnenuntergang bilden sie die illusorische Form der einstigen Fußgängerbrücke ab und rufen so die leidvolle Geschichte dieses „Straßenübergangs“ in Erinnerung.
Der Tourguide erzählt, dass der Brückenbau auch deswegen erfolgte, um die „arische“ Bevölkerung auf der geschäftigen Chłodna-Straße nicht weiter dem Kontakt zu passierenden Ghetto-Bewohner:innen auszusetzen.
Schließlich hat die antisemitische Nazi-Propaganda Teilen der Bevölkerung erfolgreich eingetrichtert, „Juden würden Krankheiten verbreiten“.
Die Brücke über die Chlodna-Straße sollte die Segregation zum „Schutz“ der nicht-jüdischen Einwohner Warschaus entsprechend vervollständigen und das Ghetto praktisch lückenlos abriegeln.
Wo geht‘s lang?
📍 Kładka Pamięci
(Brücke der Erinnerung)
Adresse: Chłodna, 00-867 Warszawa
Koordinaten: 52.237404, 20.989563
Plus Code: 6XPQ+XR Warschau, Polen
Zusätzliche Quelle
➟www.jüdische-allgemeine.de
6 – Umschlagplatz am Warschauer Ghetto
Etwa 30 Minuten Fußweg nordwärts von der Chłodna-Straße entfernt liegt der „Umschlagplatz“ – der vielleicht schaurigste Ort der Erinnerung in Warschau. Wenn sich diese ganze Abscheu denn überhaupt angemessen skalieren lässt.
Jedenfalls empfinde ich die Ästhetik des Mahnmals in der Stawki-Straße in der gegebenen Umgebung als betäubend. Auch, weil ich mir hier die zynische Bedeutung von Bahnhöfen und Zügen während dieser Zeit vor Augen führen lasse.
Die Stawki ist eine große, laute Straße mit Straßenbahnverkehr. Auch die vielen Fußgänger passieren hier eine graue, begehbare Mauerkonstruktion, die in ihrer Form wohl an einen Güterwaggon erinnern soll.
Hier befand sich der Güterbahnhof, von dem aus die Züge in das Vernichtungslager Treblinka abfuhren. Etwa 300.000 Menschen wurden seit dem 22. Juli 1942 auf diesem Weg ermordet – innerhalb eines Jahres.
Eingraviert sind 400 jüdisch-polnische Vornamen, die vermutlich nicht einmal alle Opfer, die von diesem Ort aus in den Tod verschleppt wurden, erfassen können.
Es sind eben die am häufigsten vorkommenden Namen.
Seit 1988 steht dort eben diese Gedenkmauer – eingebettet in die lebendige moderne Großstadt, zwischen einem Birkenstock-Geschäft und dem lokalen Gemeindezentrum. Der Güterbahnhof existiert heute nicht mehr.
Für mich sind diese brutalen Geschehnisse vor weniger als 100 Jahren in dieser Umgebung schwer zu erfassen und ziemlich abstrakt.
Umso wichtiger ist der Blick auf die Gravuren dieses würdigen Mahnmals.
Wo geht‘s lang?
📍Pomnik Umschlagplatz
Adresse: Stawki 10, 00-178 Warszawa
Koordinaten: 52.252763, 20.991348
Plus Code: 7X2Q+WJ Warschau, Polen
7 – Anielewicz-Bunker – Miła 18
Auf dem Weg vom Umschlagplatz zurück Richtung City befindet sich etwas abseits gelegen in der Miła-Straße 2 (ehemals Miła 18) das weniger prominente Denkmal des Anielewicz-Hügels.
Wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird, ist diese Gedenkstätte leicht zu übersehen. Dabei erzählt sie eine so wichtige und zugleich erschütternd endgültige Geschichte der Helden des Ghetto-Aufstands.
Denn an diesem Ort befand sich während des Aufstands im Warschauer Ghetto der Sitz des Stabes der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB).
Auch für jüdische Zivilisten diente der Bunker zeitweise als Zufluchtsort.
Am 8. Mai 1943, etwa eine Woche vor der endgültigen Niederschlagung des Aufstands, wurde der Bunker von den Nazis umzingelt und mit Gas geflutet, was einen Massensuizid im Inneren provozierte.
Einige wenige der Insassen konnten dem Angriff durch geheime Gänge entkommen.
Heute erinnert auf dem dort aufgeschütteten Hügel ein kleiner Obelisk an die Kämpfer des Ghetto-Aufstands – die Inschrift ist in Polnisch, Jiddisch und Hebräisch zu lesen.
Auf einem weiteren, pyramidenförmigen Stein am Fuße des Hügels stehen 51 Namen von gefallenen, jüdischen Aufständischen, deren Identität festgestellt wurde.
Unter den Opfern vom 8. Mai war auch der Kommandant der Widerstandsgruppe (ŻOB), Mordechaj Anielewicz. Dieser ist auch auf dem Denkmal für die Helden des Ghettos entsprechend als zentrale Figur dargestellt.
Archäologische Stätte – Miła 18
» Auf demselben Gelände, an der Ecke der Miła- und St. Dubois-Straße, befindet sich übrigens eine noch recht neue archäologische Ausgrabungsstätte des Warschauer Ghettomuseums.
Seit dem Sommer 2022 legen Forschende dort religiöse Artefakte frei. Unter anderem Fragmente jüdischer Gebetsbücher und Gefäße für rituelles Händewaschen.
Auch ehemalige Kellergewölbe wurden ausgegraben – vermutlich auch Teile des Anielewicz-Bunkers.
Quelle ➟1943.pl
Wo geht‘s lang?
📍Bunkier Anielewicza
Adresse: Miła 2, 00-001 Warszawa
Koordinaten: 52.251728, 20.992478
Plus Code: 7X2R+JW Warschau, Polen
Öffnungszeiten Archäologisches Museum:
12:00-17:00 Uhr – Eintritt frei
8 – Pawiak Gefängnis
In der Ulica Dzielna 24/26 befindet sich einer dieser Orte, die ihren Besucher:innen einen schaurigen Einblick in die Niedertracht autoritärer Regime gewähren.
Besonders schaurig deshalb, weil es ein authentischer Ort mit authentischen Reliquien ist, an dem tausende Menschen willkürlich eingesperrt, gefoltert und getötet wurden.
Das infame Pawiak-Gefängnis wurde 1835 von den russischen Besatzern errichtet, um dort vor allem politische Gefangene unterzubringen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde es von den Nazis dann praktisch in ein Konzentrationslager umfunktioniert, in welchem sie über 100.000 Menschen zusammenpferchten.
Etwa 35.000 der Insassen wurden vor Ort getötet, während die übrigen Opfer in das Vernichtungslager Treblinka transportiert wurden.
Auf dem Außengelände des Gefängnisses befindet sich eine Rekonstruktion des Pawiak-Baums, einer Ulme, an welche Angehörige der Naziopfer einst Gedenkschilder anbrachten.
Daneben erinnert ein erhaltener Teil des Eingangstores schon beim Vorbeigehen in seiner (anti-)ästhetischen Sinnbildlichkeit unweigerlich an den Terror.
»Das Gefängnis selbst ist heute ein Museum, das täglich besichtigt werden kann.
Wo geht‘s lang?
📍 Muzeum więzienia Pawiak
Adresse: Dzielna 24/26, 00-162 Warszawa
Koordinaten: 52.246268, 20.991071
Plus Code: 6XWR+GC Warschau, Polen
Eintrittspreise Museum
10 zł (normal), 5 zł (ermäßigt), donnerstags kostenlos
Offizielle Website:
➟www.muzeum-niepodleglosci.pl/pawiak
9 – Denkmal für die Helden des Ghettos
Der Abschluss der Walking-Tour führt uns vor die zunächst wenig anmutige Kulisse sozialistischer Plattenbau-Wohnhäuser inmitten der Warschauer City.
Anmutig dagegen ist das hier platzierte Ehrenmal – der vielleicht bekannteste Ort der Erinnerung in Warschau.
Die Bilder gehen noch heute regelmäßig durch die Medien:
Am 7. Dezember 1970 fällt Bundeskanzler Willy Brand bei einem Staatsbesuch vor dem Mahnmal auf die Knie – unangekündigt und unerwartet.
Eine große und wichtige Geste des ersten deutschen Regierungschefs, der nach dem Zweiten Weltkrieg Polen besuchte.
Dem Warschauer Kniefall wurde mittlerweile selbst ein Denkmal gesetzt.
Das Ghetto-Ehrenmal zeigt in einem Bronze-Relief eine Gruppe symbolträchtig dargestellter Kämpfer.
In der Mitte der Skulptur sticht die bewusst stilisierte Darstellung von Mordechaj Anielewicz hervor – dem erst 24-jährigen Anführer des einmonatigen Aufstands im Warschauer Ghetto.
Die tragende Stele wurde aus schwedischen Labradoritblöcken gefertigt – die Wahl des Materials war wohl eine Geste der Genugtuung.
Denn ursprünglich waren die Blöcke für die Errichtung eines Siegesdenkmals im Auftrag des Reichsministers Albert Speer vorgesehen.
Daraus wurde dann ja zum Glück nichts!
Wo geht‘s lang?
📍 Warschauer Ghetto-Ehrenmal
Adresse: Ludwika Zamenhofa, 00-153 Warszawa
Koordinaten: 52.249816, 20.994473
Plus Code: 6XXV+WM Warschau, Polen
10 – Polin – Das Museum der Geschichte der polnischen Juden
Direkt gegenüber dem Ehrenmal der Helden des Ghettos wurde am 19. April 2013 zum 70. Jahrestages des Beginns des Warschauer Ghettoaufstandes das Museum der Geschichte der Polnischen Juden (teil)eröffnet.
Selbst wenn dir die Zeit fehlt, dir das Museum in der geschätzten Zeit von 2 bis 3 Stunden anzusehen, kann ich empfehlen, einen genaueren Blick auf die Gebäudearchitektur zu werfen.
Die helle, auf Anhieb optimistisch stimmende Fassade erscheint wie ein architektonisches Kunstwerk mit seinen geschwungenen Glaswänden und einer Spalte, die sich durch das Gebäude windet.
Es ist ein Symbol für den Weg der Juden durch das Rote Meer – den Exodus – und verbindet gekonnt moderne Architektur mit historischer Bedeutung.
Auch im Eingangsbereich schwingt diese dynamische Welle bis zur Decke mit. Ein biblischer Empfang in einem historischen Manifest, das die Geschichte aus tausend Jahren erzählt.
» An dieser Stelle ist die Walking Tour zu Ende. Ich entscheide mich als einer von 8 an der Führung Teilnehmenden, 20 Euro zu zahlen. Ich bin mir nicht sicher, ob dies ober- oder unterhalb des durchschnittlich bezahlten Betrags liegt, denke aber, dass es den Aufwand und gebotenen Informationsgehalt würdig reflektiert.
Was bedeutet der Name “Polin”?
Der Name “Polin” leitet sich vom hebräischen Ausdruck “hier wohnen” oder “sich niederlassen” ab.
Im Kontext des POLIN Museums in Warschau symbolisiert er die historische Verwurzelung und Tradition der jüdischen Gemeinschaft in Polen.
Dies betont nicht nur die enge Verbindung zwischen der jüdischen Kultur und dem Land Polen, sondern verdeutlicht auch die Kontinuität des jüdischen Lebens in dieser Region über die Jahrhunderte hinweg.
Wo geht‘s lang?
📍 Museum der Geschichte der polnischen Juden
Adresse: Mordechaja Anielewicza 6, 00-157 Warszawa
Koordinaten: 52.249545, 20.994293
Plus Code: 6XXV+Q9 Warschau, Polen
Öffnungszeiten (normal):
Mo., Mi., Do., Fr., So. 10:00 – 18:00 h | Sa. 10:00 – 20:00 h | Di. geschlossen
Öffnungszeiten (08.04. – 14.06. 2024):
Mo., Mi., Do., Fr. 9:00 – 18:00 h | Sa. 10:00 – 20:00 h | So. 10:00 – 18:00 h | Di. geschlossen
Eintrittspreise: 45 zł (normal), 35 zł (ermäßigt), 30 zł (Gruppe 10+)
Offizielle Website: ➟www.polin.pl/en
11 – Der jüdische Friedhof
Ich selbst war nicht dort, aber der jüdische Friedhof (Cmentarz Żydowski) an der Ulica Okopowa darf in dieser Auflistung natürlich nicht ausgelassen werden.
Es ist der größte bestehende jüdische Friedhof in Polen und einer der größten in Europa. Er wurde im Jahr 1806 gegründet und diente als Begräbnisstätte für die jüdische Gemeinschaft in Warschau.
Auf dem Friedhof befinden sich Tausende von Grabsteinen und Mausoleen, die Zeugnis von der reichen jüdischen Geschichte und Kultur in Polen ablegen.
Wo geht‘s lang?
📍 Jüdischer Friedhof an der Okopowa-Straße
Adresse: Okopowa 49/51, 01-063 Warszawa
Koordinaten: 52.244534, 20.976787
Plus Code: 6XVG+RM Warschau, Polen
Fazit
Die Auseinandersetzung vor Ort mit der jüdischen Geschichte Warschaus und dem ehemaligen Warschauer Ghetto löst in mir gemischte Emotionen aus.
In der schillernden Kulisse der modernen Warschauer Skyline zeichnet sich bereits die fast kompromisslose Vergänglichkeit der Vergangenheit ab.
Dort, wo das einstige jüdische Leben durch brutale Gewalt ausgelöscht wurde, zeigt sich Warschau heute als eine pulsierende europäische Metropole. Warum sollte es auch anders sein?
Jedoch erinnern lediglich wenige verbliebene Spuren an die schmerzhafte Geschichte, die sich zwischen 1940 und 1943 hier ereignete.
Das Ghetto und die Stadt wurden praktisch dem Erdboden gleichgemacht.
Das Warschau westlich der Weichsel wurde aus den Trümmern neu errichtet.
An den Häuserfassaden entdeckt man hinter dem Putz heute noch die unterschiedlich farbigen Backsteine, aus denen das Mauerwerk errichtet wurde.
Die Nożyk Synagoge, zwischen Wolkenkratzern versteckt, symbolisiert diese Ambivalenz – liebevoll gepflegt und Hoffnung vermittelnd, doch in der postmodernen Realität der Einwohner:innen fast verloren.
Besonders berührt haben mich Orte wie der Umschlagplatz und die Brücke der Erinnerung an der Chłodna-Straße, deren grauenhaften Geschichten von der Zeit verschlungen wurden, sowohl im Guten als auch im Schlechten.
Ich finde es wichtig, sich das Unfassbare vor Augen zu führen, um den vollen Ernst einer möglichen Wiederholung zu begreifen.
Die errichteten Denkmale an diesen Orten der Erinnerung tun dafür das Allernötigste.
Das Denkmal der Ghetto-Helden und das POLIN Museum ermöglichen Besucher:innen, gleichermaßen zurück und nach vorn zu blicken, durch achtsame und hoffnungsvolle Geschichtenerzählung.
»In dieser Dualität finden wir Erinnerung und Zukunftsperspektiven, um aus der Geschichte zu lernen.
Reisetipps
Anreise mit dem Zug
- Von Berlin
Der „Berlin-Warschau-Express“ verkehrt mehrmals täglich zwischen Berlin und Warschau. Mit einer Reisezeit von 5 ½ ist dies eine ziemlich bequeme und zuverlässige Option. Und günstig … ☛ Ein Ticket bekommst du bereits ab 29 € inklusive Sitzplatzreservierung. - Von München
Seit Dezember 2023 gibt es eine Verbindung im ➟Nachtzug von München nach Warschau, die täglich um 18:35 h am Münchener Hauptbahnhof startet und etwa um 9 Uhr morgens in Warschau eintrifft. Einen Platz im Schlafwagen bekommst du ab 74,90 €.
Der Nachtzug fährt übrigens auch über Salzburg, Wien und Krakau.
Unterwegs in Warschau
- Fußläufige Erkundung
Die meisten Sehenswürdigkeiten in Warschau sind entspannt zu Fuß erreichbar. Insbesondere die Besichtigungs-Tour durch das ehemaligen Warschauer Ghettos mit den oben beschriebenen Orten der Erinnerung verläuft in einem kleinen Radius. - Öffentlicher Verkehr
Warschau hat ein sehr gut ausgebautes Nahverkehrsnetz mit Metro (U-Bahn), Bussen und Straßenbahnen (Tram). Die Metro verkehrt aktuell (Stand 2024) auf zwei Routen, die sich an der Station Świętokrzyska – beim Kulturpalast – kreuzen.
Die Linie M1 verläuft von Norden nach Süden, die Linie M2 von Westen nach Osten, bis über die Weichsel nach Praga.
Dagegen ist die Straßenbahn deutlich engmaschiger vernetzt und häufig die bessere Wahl.
Karte – Orte der Erinnerung
Ticketpreise – Bus und Bahn
Ticketart | Gültigkeitsbereich | Normalpreis | Ermäßigter Preis |
---|---|---|---|
20-Min-Ticket | Zonen 1 + 2 | 3,40 PLN | 1,70 PLN |
75-Min-Ticket | Zone 1 | 4,40 PLN | 2,20 PLN |
90-Min-Ticket | Zonen 1 + 2 | 7,00 PLN | 3,50 PLN |
24-Std-Ticket | Zone 1 | 15,00 PLN | 7,50 PLN |
72-Std-Ticket | Zone 1 | 36,00 PLN | 18,00 PLN |
Gruppenticket 75 Min | Zone 1 | 22,00 PLN | (max. 10 Pers.) |
- Zone 1 ☛ innerhalb der Stadtgrenzen
- Zone 2 ☛ Vororte
Bezahlen
- Zahlungsmöglichkeiten
In Warschau ist Kartenzahlung weit verbreitet und auch bei kleinen Beträgen kein Problem. Ich musste bei meinem letzten Aufenthalt keinen einzigen Złoty in bar bezahlen. Wenn du lieber cash bezahlst, sind aber auch Geldautomaten verfügbar. - SB-Kassen
In Warschau ist es meiner Einschätzung nach schon deutlich üblicher als in deutschen Großstädten, dass Geschäfte über Selbstbedienungs(SB)-Kassen verfügen. In einem kleineren Geschäft bin ich einmal jedoch daran gescheitert, dass der Automat nur Polnisch sprach. 🙂
☛ Tipp – Über die Weichsel nach Praga
Wenn du dir etwas mehr vom jüdischen Warschau ansehen möchtest, solltest du dich unbedingt auf den Weg über die Weichsel in den östlichen ➟Stadtteil Warschau-Praga machen.
Dieser Teil der Stadt war früher eines der Zentren der jüdischen Gemeinde Warschaus.
Und am Ende des Zweiten Weltkriegs hat Praga etwas weniger Schaden genommen – einige der alten Wohn- und Geschäftshäuser sind noch in ganzen Straßenzügen erhalten.
Du kannst z. B. mit der Metro-Linie M2 von der zentralen Station Świętokrzyska zur Haltestelle Wileński (Wilnaer Bahnhof) fahren, und du bist bereits mitten im Herzen von Praga.
Wenn du zu Fuß gehen möchtest, kannst du z. B. vom Warschauer Königsschloss aus auf der Śląsko-Dąbrowski-Brücke über die Weichsel laufen.
Die Brücke ist Teil der Aleja Solidarności und führt dich direkt zu den ersten Sehenswürdigkeiten Pragas. Bis zur Metro-Station Wileński sind es etwa 30 Minuten Fußweg.
Warst du auch schonmal in Warschau?
❓Hast du dich dort mit der jüdischen Geschichte beschäftigt? Was waren deine prägendsten Eindrücke und was hat dich besonders bewegt?
❓Oder planst du gerade selbst eine Kulturreise nach Warschau und möchtest dich näher informieren?
❓Ich bin gespannt, in den Kommentaren von deinen Erfahrungen zu lesen und freue mich auch, dich bei deinen Fragen zur Reiseplanung zu unterstützen. ?
☞ Kontaktiere mich auch gerne auf meinen Social Media-Kanälen oder per E-Mail: hello@east-rail-stories.de
❗Hinweis
Alle in diesem Artikel beschriebenen Reisen wurden privat finanziert. Ich erhalte keine finanziellen Zuwendungen von in diesem Artikel genannten Unternehmen oder anderen Organisationen.
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Hi Dennis! Vielen Dank für diesen umfassenden Bericht. Er war immer wichtig, ist es dieser Tage jedoch mehr denn je. Warschau und auch Krakau stehen schon lange auf meiner To-See-Liste. Für diese Zeit werde ich mir Deinen wertvollen Tipps für das Warschauer Ghetto auf jeden Fall abspeichern. Wir waren vor 3 Jahren an den Landungsstränden an der Normandie. Das war auch eine Reise, die mich sehr berührt hat und auch ein Stück in die eigene Familiengeschichte geführt hat. LG, Nadine
Hi Nadine,
ja, Krakau ist in diesem Zusammenhang auch ein sehr wichtiger Ort. Das Schöne ist dort, dass im “jüdischen Viertel“ Kazimierz noch vieles aus der Vorkriegszeit erhalten ist.
LG
Dennis
Lieber Dennis, vielen Dank für diesen Reisebericht abseits von „Strand, Meer und Urlaub“. Wenn wir mal einen kulturellen Kurztrip planen, steht Warschau auf jeden Fall auf der Liste. Es ist gut und wichtig, dass solche vermeintlich unbequemen Themen im Bewusstsein bleiben und es auch zukünftig noch Anlaufstellen gibt, um Geschichte auch für nachfolgende Generationen lebendig zu halten.
Viele Grüße
Hallo Julia und Basti,
vielen Dank für euer Feedback. Ich freue mich ganz besonders, wenn diese Art von Beiträgen und Kulturtrips auf Interesse stößt.
Liebe Grüße
Dennis
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