Im Norden zeigt sich Thailand landschaftlich und kulturell von einer Seite, die nicht allzu sehr in das gängige Bild von dem Inselparadies in der Südsee passt. Vielmehr kann man hier ein vergleichbar mildes Klima im Hochland der letzten südlichen Ausläufer des Himalayas erleben und Angehörigen unterschiedlicher Bergvölker begegnen, die in dieser Region Kultur, Landwirtschaft und auch den Tourismus mitprägen.
Wenn du also in der Nähe von Chiang Mai unterwegs bist, wirst du sicher versucht sein, die Krone von Nordthailand – den Doi Inthanon – zu erklimmen. Mit seinen 2.565 Metern ist der Doi Inthanon der höchste Berg Thailands.
Benannt wurde er nach dem letzten König des historischen Lan Na-Reiches: König Inthawichayanon (Inthanon), der hier in den Jahren 1870–1897 die politischen Fäden zog.
Auch ich war versucht und habe an einer ganztägigen Gruppentour durch den Nationalpark Doi Inthanon teilgenommen, die mich zu einigen der schönsten und spannendsten Orte der Region führte. Auf der Tour besuchten wir zunächst den beeindruckenden Wachirathan-Wasserfall, fuhren zu den königlichen Zwillingspagoden von Phra Mahathat Naphamethanidon und erfrischten uns auf dem kühlen Gipfel des Doi Inthanon.
Nach einem Halt am Hmong Touristenmarkt ging es zum Highlight des Tages: Einer Wanderung auf dem Pha Dok Siew Nature Trail zum Mae Klang Luang Village, einem Bergdorf der Karen, wo wir uns am Ende der Tour mit frischem thailändischem Kaffee stärkten.
☞ In diesem Beitrag berichte ich von dieser Tour und gehe auf einige ausgewählte kulturelle Besonderheiten des Nationalparks ein. Am Ende des Artikels findest du einige Reisetipps, die vielleicht interessant für deine Reiseplanung sind.

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Reisebericht Nationalpark Doi Inthanon
Die Tour startet um 7:00 h in der Früh. Ich werde direkt am Hostel mit einem Kleinbus abgeholt. Die gut gelaunte Tour-Guidin namens „King“ begrüßt mich und ich darf Platz nehmen, bevor noch weitere Unterkünfte angesteuert werden, um Mitreisende abzuholen. Insgesamt nehmen 12 Leute an dem Ausflug in die thailändischen Höhenlagen teil.
1. Wachirathan-Wasserfall
Der erste Stopp – nach ca. einstündiger Fahrt – liegt im Norden des Nationalparks an einem Wasserfall, der als einer der schönsten Fälle Thailands bezeichnet wird. Der Wachirathan-Wasserfall (ehemals Tad Khong Yong) wird vom Mae Klang-Fluss gespeist, der seinerseits dem Berg Doi Inthanon entspringt. Zu der Gesamthöhe des Wasserfalls finde ich unterschiedliche Angaben. Ich halte die zumeist genannten 70 Meter für plausibel. Aber eigentlich gar nicht so wichtig. Viel mehr begeistert mich der kaskadenartigen Aufbau und die Kulisse der steilen Klippe mit den kleinen Nebenfällen.
Das Wasser landet in einer Art Becken, auf dessen Höhe wir uns nach einem kurzen Abstieg befindet. An dieser Stelle ist es recht frisch, windig und naturgemäß nieselig-feucht. Und es kann ein wenig rutschig werden. Also, am besten festes Schuhwerk, ein Jäckchen, Spritzschutz für die Kamera und ein wenig Vorsicht mitbringen.
Zu der Herkunft des Namens „Wachirathan“ (เป็น น้ำตกวชิรธาร, auch Vajirathan) bin ich mir auch nach umfassender Recherche nicht ganz sicher. Laut der englischen Wikipedia bedeutet das Wort etwa „diamantener Bach„. Dafür finde ich keine Bestätigung. Unsere Guidin erklärt, dass der Wasserfall nach dem letzten König Thailands benannt sei. Verstehe ich jedenfalls so. Tatsächlich findet sich im Namen des aktuellen Königs „Maha Vajiralongkorn“ eine deutliche Ähnlichkeit. Über weiteren Input zu dieser Frage würde ich mich freuen.
2. Die königlichen Zwillingspagoden von Phra Mahathat Naphamethanidon
Nach der kurzen Erfrischung an den Wasserfällen geht es im Bus weiter in Richtung des Gipfels. Auf dem Weg dorthin liegt eine weitere Sehenswürdigkeit, die noch vergleichsweise jung ist und als architektonisches Doppelpack imposant aus der Landschaft herausragt.
Die königlichen Zwillingspagoden am Doi Inthanon wurden in den Jahren 1987 bzw.1992 anlässlich der 60. Geburtstage des populären thailändischen Königspaars Bhumibol Adulyadej (Rama IX) und Sirikit errichtet. Sie tragen die entsprechend ehrenhaften Namen „Naphamethinidon“ (Die Pagode des Herrn des Himmels) und „Naphaphonphumisiri“ (Die Pagode der Himmelsgöttin).
Die besondere Relevanz dieses Königspaars für die Region wird uns später auf der Tour noch einige Male begegnen. Denn die Initiativen des Königs zur Umstrukturierung der Landwirtschaft haben die Lebensbedingungen vieler Menschen im Norden des Landes nachhaltig verändert.

Zu jeder Pagode führt eine große Treppe, und für diejenigen, die keine Treppen steigen können, gibt es eine Rolltreppe, sodass dieser Ort barrierefrei von jeder*jedem besucht werden kann. Schon vor dem Betreten der heiligen Gebäude bin ich beeindruckt von der Aussicht auf das hügelige Umland des Nationalparks Doi Inthanon.
Die Pagoden liegen nur wenige Höhenmeter unterhalb des Gipfels und so blicke ich quasi von Oben auf die Gebirgslandschaft. Bei der leichten Trübung der Aussicht bin ich mir nicht sicher, ob es sich um Nebel oder Rauch handelt – doch im Februar bereiten Bauern ihre Felder in dieser Gegend durch gelegte Brände für die neue Saison vor. Burning Season!

Innerhalb der beiden Pagoden befinden sich Buddhastatuen, vor welchen Blumen-Opfer abgelegt werden. Viele der Besucher:innen finden sich hier zur Andacht ein – überwiegend Einheimische. Die Pagoden dienen also nicht nur als reine touristische Attraktion. Ihre Innenwände und Decken sind mit prachtvollen Kunstwerken verziert. Die Bilder und Artefakte stellen verschiedene Aspekte der buddhistischen Lehren dar und untermalen die spirituelle Atmosphäre.
Eine kleinere Kuriosität ist das eingravierte Bild einer Autokolonne – besetzt mit scheinbar militärischem Personal. Am vorderen Wagen befindet sich das leicht wiederzuerkennende VW-Symbol. Ob der Konzern in irgendeiner Form als Sponsor agiert, dies eine authentische Situation abbilden soll, oder man in Thailand von niedersächsischer Ingenieurskunst überzeugt ist, konnte ich bis dato nicht herausfinden.
Ich spaziere auch um die Gebäude herum, um sie und die umliegenden Gärten zu betrachten. Wie in vielen Gartenanlagen Nordthailands finde ich auch hier bunte Kompositionen von voluminösen Blumen in europäisch anmutender Gartengestaltung. Zusammen mit den Pagoden selbst bietet die Anlage eine tolle Kulisse für den Einblick in buddhistische Rituale und die Verehrung des Königshauses.
Die moderne Architektur und die Kunstwerke der Zwillingspagoden sind auf jeden Fall beeindruckend und des geehrten Königspaars würdig.
3. Gipfel des Doi Inthanon
Schließlich kommen wir unweit der Zwillingspagoden zum – wenigstens aus geologischer Perspektive – Höhepunkt der Tour:
Denn der Doi Inthanon ist niemand geringeres als der höchste Berg Thailands. Mit seinen 2565 Metern ist er hierzulande schon ein kleines geografisches Spektakel.
Die klimatischen Bedingungen nahe dem Gipfel sind für Thailand etwas Besonderes. Es ist ungewöhnlich kühl und zugleich herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Dies lockt nicht wenige Einheimische für einen erfrischenden Trip in den Norden. Doch auch für die Pflanzenwelt bieten sich spezielle Verhältnisse: neben den niedrigen Temperaturen treffen sie hier auf saure Böden und eine geringe Lichtmenge.

Während mehr als 200 Baumarten die niedrigeren Lagen des Doi Inthanon zieren, sind nur fünf an diese alpinen Bedingungen angepasste Arten rund um den Gipfel zu finden. Jedenfalls laut Infotafel. Das Highlight ist hier ohnehin nicht floraler Natur. Denn in erster Linie heißt es hier auf der Spitze: „Selfie Time“. Dafür wurde eigens ein Pavillon hergerichtet, sodass die Tourguides keine Schwierigkeiten haben, ihre Schützlinge in der korrekten Perspektive für das obligatorische Social Media-Foto abzulichten.
Ang Ka Wanderpfad
Nahe dem Eingangsbereich befindet sich ein Schild, auf dem die aktuelle Temperatur angegeben wird. Am heutigen Tag ist es um 6:00 h nicht wärmer als 6 °C. Als wir den Gipfel verlassen, sind es immerhin 14 °C. Kein T-Shirt-Wetter. Und tatsächlich eine Attraktion in einem Land, das man unter anderem wegen seines heißen, tropischen Klimas besucht.
4. Hmong Touristenmarkt
Auf dem Weg zu unserer längeren Dschungel-Wanderung werden wir zur Unterstützung des lokalen Gewerbes auf einen Touristenmarkt geführt. Hier gibt es frische Früchte, Trockenobst, Tee und Gemüse zu kaufen. Es ist noch recht früh, als wir eintreffen. Daher ist noch kaum Betrieb. Wir bekommen die ein oder andere Information zu den hier verkauften Spezialitäten – wie etwa den in halb-transparentem Weiß schimmernden Palmensamen, die aussehen, als gehörten sie zu einer Katjes-Mischung. Tatsächlich werden sie auch entsprechend als Süßigkeit verzehrt.
Auf dem Markt wird jedoch auch frisches, ortstypisches Gemüse angeboten, mit dem die meisten Touris eher wenig anfangen können. Daher ist der Markt wohl nicht exklusiv für derartige Touren gedacht, sondern auch Teil der regionalen Versorgung. Ich persönlich lasse mich vom Erwerb eines Päckchens getrockneter Erdbeeren überzeugen. Denn, wie ich später lernen werde, sind auch Erdbeeren eine Spezialität Nordthailands. Wenn auch mit noch junger „Tradition“.
5. Wanderung auf dem Pha Dok Siew Nature Trail
Und schließlich steht ja noch die zweite Wanderung auf den grünen Pfaden des hoch gelegenen nordthailändischen Dschungels auf dem Programm. Für meinen Geschmack auch das Highlight der Tour: es geht auf den 2,6 km langen Pha Dok Siew Nature Trail.
Ein Dschungel-Pfad mit steilen Hügeln, erfrischenden Bachläufen mit Wasserfällen, modernen Plantagen und dem ein oder anderen spannenden Wildtier. Die Wanderroute führt in angenehmen Tempo größtenteils bergab zu einem Karen-Dorf, das als kleines kulturelles Erlebnis auch der Endpunkt der gesamten Tour sein wird.
Die ortsansässigen Karen verwalten diesen Pfad und haben auch die Genehmigung zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur auf dem Pfad. Sie führen Besucher:innen auch als Tourguides mit ihrer Ortskenntnis durch den Dschungel. Es ist sogar verpflichtend, diese Wanderung mit einem solchen Local zu unternehmen – aus Sicherheitsgründen und wohl, um die Gemeinde wirtschaftlich zu unterstützen.
Und so hat uns unsere Tour-Guidin auch vor Ort mit einem netten Karen-Guide verabredet.
Bambusbrücken und magische Wasserfälle
Die Dschungelwanderung folgt dem Verlauf des Mae Klang-Flusses, der auch als Hauptwasserversorgung für das Dorf und die Farmen dient. Unterwegs passieren wir eine Reihe von malerischen Wasserfällen, umgeben von vegetativen Dekorationen aus verwobenen Bäumen, saftig grünen Büschen und Bananenstauen. Ein echtes Dschungelgefühl kommt auf.
Unser lokaler Guide schließt sich uns nach dem Überqueren eines dieser prächtigen Wasserfälle an – in beeindruckender Manier. Er klettert über die unteren Etagen des natürlichen Bauwerks. Er wird uns freundlich vorgestellt, bevor das Abenteuer quasi unter seiner Führung weitergeht.
Der Höhepunkt der Wanderung ist zweifelsfrei der Pha Dok Siew-Wasserfall, der von einer kleinen, charmanten Bambus-Brücke aus der Nähe bestaunt und fotografiert werden kann. Aufgrund seiner Lage im Dickicht des Dschungels und seiner feiner gegliederten natürlichen Kaskaden wirkt er auf mich noch filigraner und anmutiger als der Wachiratan-Wasserfall vom Vormittag. Auch wenn solche Vergleiche eigentlich unerheblich sind. Hier jedenfalls könnte ich stundenlang verweilen.
Allerdings muss ich mich zusammenreißen. Nicht nur die Tour geht irgendwann weiter, sondern andere Mitbegeisterte wollen auch mal. Die Brücke ist nämlich nicht allzu breit und auf dem besten Fotospot ist nur Platz für eine Person. Ich denke nicht mit und stelle irgendwann fest, dass jemand aus der Gruppe schon eine Weile darauf warten, dass ich mal in die Pötte komme. Also, keine extensiven Fotosessions einplanen und aufmerksamer sein, als ich es war!

Ganz in der Nähe lassen wir uns an einer kleinen Badestelle nieder – am Fuße eines weiteren kleinen Wasserfalls. Während ich freilich zu schüchtern bin, mich zu entkleiden – eigentlich habe tatsächlich nur keine Schwimmsachen dabei – lassen sich einige aus der Gruppe nicht zweimal bitten, im Mae Klang-Fluss zu platschen.
Beachte, dass dieser Badebereich nach starkem Regen nicht sicher ist. Daher besser den Reiseführer fragen, bevor du ins Wasser springst!
Schlange auf 12 Uhr
Dann eine kurze, kleine Aufregung. Die Glücksfee des Waldes ist uns wohlgesonnen. Die Guidin zeigt auf die Krone eines Baumes über uns. Und wen haben wir da? Eine schöne grüne Grubenotter liegt auf dem Geäst und genießt die gemütliche Mittagshitze. Mir ist in diesem Moment nicht bewusst, ob es sich um eine Giftschlange handelt. Aber sie wirkt nicht bedrohlich, und auch die Locals strahlen Entspanntheit aus.
Ein schöner Moment.
Und des tropischen Naturschauspiels nicht genug, sind wir auf Nester einer Gruppe von stachellosen Bienen (Meliponini) gestoßen, welche die Landschaft mit einzigartigen Konstruktionen bereichern. Denn ihre Nester erkennt man an den trompetenförmige Wachsröhren am Eingang, die von ein paar Soldatenbienen bewacht werden. Denn diese sind stärker als die normalen Arbeiterbienen.
In Thailand werden die stachellosen Bienen umgangssprachlich „Channarong“ genannt, was etymologisch von „der Fabrik, die Wachs produziert“ abgeleitet ist. Es gibt in Thailand auch industrielle Strukturen für die Produktion und den Verkauf von Honig und Bienenwachs von kultivierten Meliponini-Bienen. Beide Produkte unterscheiden sich aber in ihrer Zusammensetzung wesentlich von den Erzeugnissen der „westlichen“ Honigbiene (Quelle: ➠Chuttong et al. 2015 – Meliponiculture).
Zwischen Reisfeldern und Erdbeeren – Königliche Landwirtschaft
Und plötzlich öffnet sich vor uns das Dickicht des Waldes. Wir blicken über eine Landschaft von Reisterrassen und anderen Agrarfeldern, die sich zwischen die rötlich schimmernden, grünen Hügel des Doi Inthanon schmiegen. Ich finde die Farbästhetik der tropischen Trockenzeit insofern interessant, als sie am ehesten an den Herbst der gemäßigten Klimaregionen erinnert. Bei über 30 °C im Schatten.

Doch auch die landwirtschaftlichen Projekte selbst sind ein beeindruckendes Merkmal dieser Gegend. Wir passieren Hügel voller bewässerter Erdbeeren, Tomaten und anderer kürzlich eingeführter Obst- und Gemüsesorten. Unterwegs erzählt uns die Guidin in ihrer sehr lebhaften und leidenschaftlichen Art und Weise über das Doi Inthanon Royal Project. Eine Initiative, wie ich sie bereits auf meiner ➟Doi Suthep Tour kennengelernt habe.

Was ist das Doi Inthanon Royal Project?
Das Doi Inthanon Royal Project ist ein Gemeinwohlprojekt der überregional agierenden Royal Project Foundation, die im Jahr 1969 von König Bhumiphol ins Leben gerufen wurde. Ziel war es, den hier lebenden Bergvölkern (vor allem Karen und Hmong) bei der Abschaffung des Opiumanbaus zugunsten einer besseren Agrarwirtschaft zu unterstützen.
Hier in den relativ kühlen Höhenlagen befindet sich die Royal Agricultural Station Inthanon, welche als Forschungsstation für Blumen aus gemäßigten Klimazonen dient, hauptsächlich Chrysanthemen. Das Zentrum entwickelt aber auch den Anbau von Erdbeeren, Farnen, Arabica-Kaffee, Winterfrüchten. Auch an der Hochlandfischerei wird hier geforscht. Auf dem Gelände gibt es zudem Unterkünfte für Tourist:innen und gastronomische Angebote.
Heute betreibt die Royal Project Foundation 38 Entwicklungszentren, die auf fünf Provinzen im Norden Thailands verteilt sind. Rund um Chiang Mai gibt es insgesamt 27 solcher Entwicklungscenter.
Auf unserer Wanderung bekommen wir einen entsprechend beeindruckenden Einblick in den königlichen Anbau hochwertiger Obst- und Gemüsepflanzen. Insbesondere Erdbeeren, aber auch Brokkoli, Blumenkohl, Pak Choi, Zucchini und Tomaten werden hier gehegt und gepflegt. Die Tomaten sind unter den Planen der Gewächshäuser gerade im Begriff zu erröten. Bald wird wohl geerntet.
Auf den Plantagen – aber nicht nur dort – findet man auch eine Baumwollart, deren Blüten man essen kann. Es handelt sich um den Asiatischen Kapokbaum (Bombax ceiba) – auch bekannt als Roter Seidenwollbaum. Wenn du schonmal die ➟Tempel von Angkor in Kambodscha besichtigt hast, wirst du dich an die riesigen Bäume erinnern, welche sich die Mauern einiger Tempel erobert haben.
In Thailand erobern die roten Blüten des Asiatischen Kapokbaums dagegen die Garküchen. Denn die getrockneten Blütenkerne des Baumes werden oft als wichtige Zutat in der Suppe Nam ngiao verwendet.
Alles Bambus oder was?
Nicht zuletzt sind allerhand Bambuspflanzen zu sehen. Das ist natürlich keine große Überraschung. Ein interessanter Aspekt jedoch ist die Verwendung verschiedener Bambusarten für unterschiedliche Zwecke. Auch die Bewohner der Dörfer im Nationalpark Doi Inthanon nutzen Bambus für eine Vielzahl von Dingen – etwa als Baumaterial, oder auch als Lebensmittel.
Ich lerne einige spannende Dinge über die Bambus-Nutzung:
Unter anderem werden Bambusraupen, die sich im Inneren der Sprossen befinden, gesammelt, um sie zu verspeisen. Die Larven des Bambusspinners (Omphisa fuscidentalis) ernähren sich von den zarten Trieben von Bambuspflanzen, die in der Region eine häufige Nahrungsquelle sind. Die Raupen sind reich an Protein und Fett. Du wirst sie auch bei Streifzügen durch Chiang Mai oder andere Städte in frittierter Form auf den Nachtmärkten sehen. Von der Raupe befallener Bambus ist für die „Raupen-Jäger“ an seinen größeren Löchern leicht erkennbar.
Christentum in Nordthailand
Bevor wir schließlich im Dorf der Karen eintreffen, kommen wir noch an einer kleinen Kirche vorbei. Ein weißes Kreuz ragt nämlich hinter dem Giebel eines in freundlichem Blau gestrichenen Holzhauses empor und deutet dessen Nutzung an. Die Geschichte des Christentums in dieser Region ist nicht Teil des Tour-Programms, doch ein Blick in die Literatur lohnt sich. Zwar ist Thailand das einzige Land Südostasiens, das nie dem europäischen Kolonialismus anheimfiel. Auf geistlicher Ebene jedoch hat es durchaus westliche Einflüsse gegeben.

Das Christentum hat in Thailand sogar eine recht lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, als portugiesische Missionare hier erstmals ihrer Arbeit nachgingen. Und gerade in Nordthailand, insbesondere in der Provinz Chiang Mai, lebt eine relativ hohe Anzahl von Christen im Vergleich zum Rest des Landes. Besonders Missionare aus den Vereinigten Staaten haben hier ihre kulturellen und wohltätigen Spuren hinterlassen. Auch innerhalb der Hmong- und Karen-Bevölkerungen Thailands bekennen sich jeweils etwa 20 % zum christlichen Glauben.
Die christlichen Institutionen in Nordthailand, wie Schulen und Krankenhäuser, leisten einen wichtigen Beitrag zur Bildung und Gesundheitsversorgung der lokalen Gemeinschaften.
Ganz leicht scheint es aber nicht zu sein. Zwar herrscht in Thailand grundsätzlich Religionsfreiheit und die karitativen Taten werden wertgeschätzt. Doch gibt es auch Vorbehalte gegenüber nicht-buddhistischen, westlichen Religionen wie eben dem Christentum und dem Islam, da man einen nachträglichen Einfluss auf die Thai-Identität fürchtet. (Quelle: ➟missio-hilft.de)
6. Mae Klang Luang Village – Kaffee im Bergdorf der Karen
Wenn du in Chiang Mai unterwegs bist, wirst du vielleicht feststellen, dass in der Stadt zahlreiche, westlich anmutende Coffee-Shops verteilt sind. Dies ist nicht nur den großen Touristenströmen und der neuen Start-up-Kultur geschuldet, sondern auch dem umfangreichen Anbau und der Verarbeitung von Kaffee in den Bergen.
Diese Kaffeekultur wird auch im Dorf Ban Mae Klang Luang zelebriert wo der Pga-gan Yaw-Stamm der Karen lebt und arbeitet. Einst wurde auch hier Opium angebaut, bevor die Dorfgemeinschaft dank der Initiative von König Bhumibol auf eine kreative Landwirtschaft umgestellt hat.
Wir werden zu dem Café „Kafae Pee Somsak“ geführt, das in seinem rustikal hölzernen Pavillon eine sehr heimelige Atmosphäre bietet. Unsere Führerin zeigt uns höchstpersönlich, wie die Kaffeebohnen hier auf die alte, aber bewährte Art und Weise geröstet werden.
Ich genieße ihre Begeisterung – es ist genau diese kindlich-menschliche Art, die den Mehrwert einer solchen kulturellen Erfahrung ausmacht.
Die gerösteten Kaffeebohnen werden schließlich frisch mit einer manuellen Handkurbel-Mühle gemahlen und in einen für Thailand typischen Tungdtom-Filter gegeben, bevor das kochende Wasser über den Kaffee und in eine Kanne gegossen wird. Der Tungdtom bleibt so lange eingetaucht, bis wir einen stark und kräftig gebrühten Kaffee haben.

Das Ganze geht dann doch recht schnell. Kaffee kochen halt. Und die Kostprobe ist wirklich überzeugend. Ich möchte auch nicht übertreiben, und gleich vom besten Kaffee der Welt reden. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, allein wegen dieser Spezialität in das Dorf zu reisen.
Neben dem Kaffee wurden uns auch Zigarren angeboten. Bambus, wenn ich es richtig verstanden habe. Nach meiner Kostprobe würde ich in Zukunft die Finger davon lassen und sie nicht einmal passionierten Raucher:innen empfehlen! Schön beim Kaffee bleiben! 🙂

Natürlich ist dies auch ein touristischer Ort und wir werden von Einheimischen im Dorf in traditionellen Kleidern begrüßt. Die farbenfrohen Gewänder und Schmuck-Accessoires untermalen die gute Laune. Wir werden auch über die Bedeutung – oder besser gesagt, Zuordnung – von Farben und Mustern der Textilien aufgeklärt.
Diese richtet sich nämlich nach Geschlecht und Familienstand der Tragenden. So sind zum Beispiel weiße Blusen unverheirateten Frauen vorbehalten, während bunte Blusen dagegen für verheiratete Frauen reserviert sind. Einige Kleidungsstücke werden speziell für Anlässe wie Hochzeiten angefertigt, während andere für den täglichen Gebrauch gedacht sind.
Das Textil-Handwerk der Karen ist durchaus auch außerhalb Thailands bekannt. Die Frauen arbeiten an sogenannten Rückenbandwebstühlen, um das schmuckvolle Gewebe mit den oft aufwändigen Mustern und Farbkombinationen zu erschaffen. Dabei wird der Webstuhl an einem festen Punkt wie einem Baum oder einem Pfosten befestigt und das Webstück zwischen dem Webstuhl und der Taille der Handwerkerin gespannt.
Durch die Anpassung der Spannung und der Position des Gurts lassen sich Struktur und Muster des Gewebes manuell kontrollieren.
Diese Webtechnik wird auch als „Backstrap-Weben“ bezeichnet und versorgt seit Jahrhunderten indigene Völkern in verschiedenen Teilen der Welt mit schöner Kleidung.

Nach diesem kleinen Einblick in das „neue Leben“ der Karen und der köstlichen Kaffeeprobe neigte sich die Tour durch den Nationalpark Doi Inthanon auch dem Ende. Es ging im Minibus zurück nach Chiang Mai. Ich denke, ausschließlich mit zufriedenen Mitreisenden.
➥Ein toller Trip in eine tolle Gegend und Kultur.
Fazit
Diese Tour deckt viele der facettenreichen Höhepunkte des Nationalparks Doi Inthanon Park ab: von den beeindruckenden Zwillingspagoden bis zu den stimmungsvollen und lehrreichen Wanderungen im Gebirge.
Die leidenschaftliche Reiseleiterin hat diese Tour zu einem charmanten und humorvollem Erlebnis gemacht. Es soll ja schließlich auch Spaß machen. Die Wanderpfade waren nicht schwer zu bewältigen und das Tempo war angenehm entspannt.
Diese Tour zum höchsten Berg Thailands hat mir aber vor allem eine neue Perspektive auf Thailand und seine vielfältige Kultur gegeben.
Und es war spannend zu beobachten, wie das Royal Project – im wahrsten Sinne – Früchte trägt.
Die Dorfbewohner rösten und servieren die Bohnen nicht nur direkt vor Ort, sondern exportieren sie jetzt auch in ganz Südostasien. Ein fantastisches Beispiel dafür, wie die königlichen Projekte des ehemaligen Königs das Leben in Nordthailand verbessert haben.
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Reisetipps – Nationalpark Doi Inthanon
Wie komme ich in den Nationalpark?
1. Geführte Tour
Nach Touranbietern musst du nicht lange suchen. Die Hostels in Chiang Mai vermitteln professionell organisierte Trips mit englischsprachigen Guides. Ich selbst war Anfang 2020 mit „Namcha Travel“ aus Chiang Mai (➟Facebook-Seite) unterwegs. Allerdings scheint das Unternehmen die Pandemie nicht überstanden zu haben.
➜ Je nach Touranbieter und Verpflegung liegt der Preis für eine Tour im klimatisierten Kleinbus bei etwa 1500–2600 Baht (40–70 €).
Darin enthalten ist üblicherweise:
✓ Eintritt in den Nationalpark
✓ Abholung vom Ho(s)tel und Rücktransport
✓ Versicherung
✓ Englischsprachige*r Guide für die Dauer der Wanderung
✓ Wasser
✓ Lokales Mittagessen (in manchen Angeboten nicht enthalten)
➜ Es gibt auch höherpreisige Touren, die noch weitere Ziele beinhalten.
2. Auf eigene Faust
Du kannst den Nationalpark Doi Inthanon natürlich auch autark mit einem Roller oder Mietwagen erkunden. Oder dir ein Taxi nehmen. Der Doi Inthanon liegt etwa 100 km von Chiang Mai entfernt.
Standort-Karte (extern auf ➠Google Maps)
➜ siehe auch meinen Beitrag zur ➟Tour zum Doi Suthep und dem Doi Pui Bergdorf
Wann ist der Nationalpark Doi Inthanon geöffnet & was kostet der Eintritt?
✓ Öffnungszeiten Nationalpark Doi Inthanon: 05:30 h bis 18:30 h
✓ Eintritt:
➜ Erwachsene: 300 Baht
➜ Kinder (3–14): 150 Baht
➜ Autos: 30 Baht
➜ Roller/Fahrräder: 20 Baht
Beachte: Die Zwillingspagoden werden nicht von der Parkverwaltung betreut. Daher ist hier ein extra Eintritt von 100 Baht fällig.
➜Wanderpfade: Im Nationalpark Doi Inthanon gibt es 3 gut bekannte Naturpfade, die zum Trekking einladen:
✓ Kew Mae Pan ➞ Rundwanderweg mit Panoramablick über das Gebirge – besonders schön zu Sonnenaufgang. Dauer: 2–3 Stunden
✓ Ang Ka ➞ Kurzer Wanderweg in der Nähe des Gipfels des Doi Inthanon. Sehr grün und frisches Klima. Dauer: 30 Minuten
✓ Pha Dok Siew ➞ Spannender Wanderweg entlang des Flusses und der Wasserfälle. Ziel ist ein Dorf der Karen: Dauer: 2 Stunden
Beachte: Von Juni bis Oktober ist der Kew Mae Pan Trail wegen jährlichen Walderneuerung für Besucher gesperrt!
Was sollte ich für meinen Besuch im Nationalpark nicht vergessen?
✓ Bequeme Schuhe mit gutem Profil für Wanderungen ✓ Regenjacke oder Regenponcho ✓ Mückenschutz ✓ Sonnenschutz (Hut/Cap, Sonnencreme) ✓ Warme Kleidung (für den Gipfelbereich und kühle Morgenstunden) ✓ Kleiner Rucksack für persönliche Gegenstände ✓ Trinkflasche (Wasser wird gestellt) ✓ Kamera
Wann ist die beste Zeit, um den Nationalpark Doi Inthanon zu besuchen?
Die beste Zeit, um den Nationalpark Doi Inthanon zu besuchen, ist zwischen November und Februar. In dieser Zeit ist das Wetter relativ trocken und kühl, was ideale Bedingungen zum Wandern bietet.
Die Regenzeit im Nationalpark Doi Inthanon dauert von Juni bis Oktober und bringt starke Regenfälle mit sich. In dieser Zeit kann es schwierig sein, Wanderungen zu unternehmen und einige Pfade können wegen Überflutung gesperrt sein. Allerdings erwartet dich in der Regenzeit eine sattere Vegetation.
Weitere Quellen
- Spannender Artikel über aufkommenden Tourismus und Kaffee-Anbau in Mae Klang Luang➟bangkokpost.com (englisch)
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Hinweis: Alle in diesem Artikel beschriebenen Reisen wurden privat finanziert. Ich erhalte keine finanziellen Zuwendungen von in diesem Artikel genannten Unternehmen oder anderen Organisationen.
Bei dem Fotografieren von Menschen während ihrer religiösen Praxis habe ich bewusst einen Diskretionsabstand gewahrt und darauf geachtet, dass sie auf dem veröffentlichten Foto nicht identifizierbar sind.